Ambulante Pflege in der Corona- Krise
Ich erlebe unsere Klientinnen und Klienten täglich als hartnäckige Überlebenskünstler, die niemals aufgeben. Pflegebedürftig und mit einem Strauß von Krankheiten leben sie doch ihr Leben, so wie sie es können und wollen.
Plötzlich wurden sie zu „Hochrisikopersonen“, die als Allererstes von dem Corona-Virus gefährdet sind und die wir vor Ansteckung schützen müssen.
Also haben wir die Arbeit umorganisiert. Teambesprechungen sind ausgesetzt. Statt uns möglichst viel zu sehen geht es jetzt bei unserer Arbeit darum, sich möglichst wenig über den Weg zu laufen. Das ist schon etwas seltsam.
Natürlich wird im Büro weiter gearbeitet und es läuft telefonische Information und Beratung. Der Kontakt mit den Ärzten und Krankenkassen ist wie bisher.
Bei der Arbeit in den Wohnungen tragen wir Mundschutz. Denn in der Pflege ist eine Arbeit mit 1,5 m Abstand einfach nicht drin.
Natürlich hatten wir Schutzmasken auf Lager, aber doch nicht im jetzt benötigten Ausmaß! Überall versuchten wir zu bestellen. Teils zahlten wir fünfzigfach überhöhte Preise. Einige hundert Euro haben wir an eine Internet-Betrüger-Firma verloren. Gefühlt 1000 Anrufe habe ich gemacht, aber keine Behörde schien für uns zuständig.
Schließlich erhielten wir Schutzmasken über die Stadt Wiesbaden und auch über unseren Berufsverband werden wir nun versorgt. Desinfektionsmittel hat uns unsere Apotheke bereitet. Außerdem haben wir Desinfektionsmittel von der Firma Henkell erhalten. Langsam entspannt sich die Situation.
Dass wir in der ambulanten Pflege genauso wie die Kolleginnen und Kollegen in den Pflegeheimen nicht regelmäßig auf das Corona-Virus getestet werden ist uns unverständlich.
In einer Zeit, in der sich Viele große Sorgen machen um ihren Arbeitsplatz, ihre persönliche oder berufliche Zukunft haben wir aber das große Glück täglich zur Arbeit gehen können. Wir brauchen keine Hilfen vom Staat, wir können für uns selbst sorgen.
Auch wenn unsere Arbeit weiter geht wie gewohnt: Bis es einen Impfstoff gibt, werden wir in einer Art Sondersituation leben.
4. Mai 2020 Peter Bindl